Toy Repairs

Raketen und Raumschiffe

 

Kinderträume zwischen Phantasie und Wirklichkeit

Am 29.06.1969, also vor mehr als 35 Jahren, setzte der erste Mensch seinen Fuß auf den Mond. Mit Apollo 11 war der amerikanischen Raumfahrt das gelungen, worauf man sich bei der NASA ein Jahrzehnt intensiv vorbereitet hatte. Möglich wurde die Raumfahrt durch die Fortschritte in der Raketen- und Raumschiffentwicklung. Dass die spektakulären Entwicklungen in den 50er und 60er Jahren die Weltöffentlichkeit in Atem hielten, ist nicht verwunderlich, berührten sie doch die fast schon elementare Sehnsucht des Menschen nach Kunde von eventuell existierenden Lebewesen auf anderen Planeten. Sie hatten aber auch einen massiven Einfluss auf die Welt des Spielzeugs - das Weltraumspielzeug wurde zu einem Genre.

Die Technologie der Pulverraketen war bereits im Mittelalter von China nach Europa gelangt. Um 1880 tauchten in Rußland erste Entwürfe für den Bau einer 'bemannten Pulverrakete' auf. Bis dahin hatte man mit Raketen hauptsächlich militärische Zwecke verfolgt. Eine erste wissenschaftliche Grundlage für den bemannten Flug im All erschien schließlich 1883 in einer wissenschaftlichen Abhandlung mit dem Titel 'Der freie Weltraum' vom russischen Raketenforscher Konstantin Ziolkowski. Er beschreibt hierin bereits ein interplanetarisches Raumschiff mit Rückstossantrieb. Wenige Jahre später wurde das 'Weltenfahrzeug'-Projekt des deutschen Herrmann Gaswindt veröffentlicht. Spätestens mit Erscheinen des Buches über 'Interplanetarische Reisen' von Perelmanns im Jahre 1915 waren alle Weichen in Richtung Raumfahrt gestellt. Im November 1923 führte Robert Hutchinson Goddard in den USA erstmals einen erfolgreichen Raketenversuch mit einem Flüssigkeits-Raketentriebwerk durch. 1927 erschien ein Buch Ziolkowskis mit dem Titel 'Die kosmische Rakete, experimentelle Vorbereitung'. Zwei Jahre später, 1929, veröffentlichte der Russe Juri Kondratjuk sein Buch mit dem Titel 'Die Erschließung des interplanetarischen Raums' und beschreibt darin jenes Mondlandeschema, mit dem 40 Jahre später die Vereinigten Staaten ihre Astronauten auf dem Mond landeten. Seit Beginn der 20er Jahre zeigte sich die führende Rolle der USA und Rußlands in der Raketentechnologie. Von den 50er bis zu den 70er Jahren lieferten sich die beiden Supermächte einen regelrechten Wettstreit um die alleinige Führungsposition.

 

 

 

 

 

 

 

Im Oktober des Jahres 1952 beschlossen führende Wissenschaftler aller Länder, den Zeitraum vom 1. Juli 1957 bis zum 31. Dezember 1958 zum 1. Internationalen Geophysikalischen Jahr zu erklären mit dem Ziel, die Erde gemeinsam in großem Stil zu erforschen. Der Wettlauf zwischen den beiden Supermächten um die Vorherrschaft in der Raumfahrt hatte zu diesem Zeitpunkt bereits begonnen. In der Nacht des 4. Oktober 1957 bekam die Erde ihren ersten künstlichen Satelliten. Pünktlich zum 8. Internationalen Astronautischen Kongreß in Barcelona war die Überraschung für die Weltöffentlichkeit perfekt. Der erste künstliche Mond hieß nicht etwa 'Vanguard' sondern 'Sputnik'. 3 Jahre nach Sputnik 1 hatte die Weltraumfahrt längst die Menschen in ihren Bann gezogen und einen wesentlichen Platz in ihrem Denken und ihren Vorstellungen eingenommen.

 

Von Science-Fiction zu Science-Facts

Nichts übte mehr Einfluss auf die Entwicklung von Kinderspielzeug aus als der technische Fortschritt der 50er und 60er Jahre in der Weltraumfahrt. Der Wettlauf von Raumfahrtprogrammen der USA und Rußland beflügelte die Phantasie der Spielzeughersteller. Geprägt vom Wettlauf in der Raumfahrt, machten Mitte der 50er Jahre die ersten Science-Fiction-Spielwaren von sich reden. Zwischen 1955 und 1972 wurden schätzungsweise 4000 bis 5000 verschiedene Science-Fiction-Spielzeuge, sogenannte "Space Toys", produziert. Die Raumfahrtmissionen der 50er und der 60er Jahre machten aus 'Science-Fiction-Modellen', wie fliegenden Untertassen und UFOs schließlich 'Science-Facts' ebenso wie z.B. Raketen, Raumschiffe, Mondlandefähren und Satelliten. Kinderspielzeuge dieser Art bildeten in ihren Variantenvielfalt eine einzigartige Brücke zwischen Phantasie und Wirklichkeit. Dieses Kinderspielzeug, meist aus Blech gefertigt, war in seinen Formen und Themen geprägt von Fortschritt in der Raumfahrt und den Geheimnissen die diese umgab. Es ist ein Abbild des Zeitgeistes dieser Jahre in denen die Atom-Technologie des beginnenden Atomzeitalters und vor allem die Raumfahrt das Denken und die Vorstellungen der Menschen wesentlich prägten. Spielzeugmodelle, die von der grenzenlosen Phantasie der Menschen geprägt waren, eroberten jetzt die Kinderzimmer.

Ein schönes Beispiel für diese grenzenlosen Phantasien der Spielzeughersteller ist der "Space Frontier" (Bild 1.) von Yoshino Toy aus den 60er Jahren. Diese batteriebetriebene Rakete mit aufwendig lithografiertem Rumpf besitzt 7 unabhängige Automatenfunktionen. Neben der Geräusch- und der Fortbewegungsfunktion verfügt das Spielzeug über eine Anstoß-Wende-Automatik und eine Stop-and-Go-Automatik. Blinkendes Licht in dem sich mit Bewegungsfunktion gegenläufig drehenden Bug und Heck der Rakete ergänzen diese Automatenfunktionen. Am Rumpf der Rakete erscheint nach dem Öffnen einer Klappe ein Astronaut mit einer Kamera. Bei geschlossener Klappe ist der Astronaut durch eine grün-flouriszierende Luke sichtbar.

Die vielen Trägerraketen und Raumschiffe, die etwa ab Mitte der 60er Jahre auf den Markt kamen, waren eine Mischung von Modell- und Automatenspielzeug. Jede neue technische Errungenschaft auf diesem Gebiet wurde sogleich im Miniaturformat als Spielzeug umgesetzt. Dieses wurden weltweit vertrieben und kam hauptsächlich aus Japan. Aber auch aus der ehemaligen DDR und der Sowjetunion sind zahlreiche Spielzeugproduktionen dieser Art bekannt. Die japanische Spielzeugindustrie war jedoch beim Weltraumspielzeug eindeutig führend, fast in der Art eines Monopolisten. Neben reinen Phantasieraumschiffen kamen gegen Ende der 60er Jahre zunehmend Nachbildungen von Raketen und Raumschiffe in die Kinderzimmer. Sputniks, Jupiter-Raketen, Gemini-Kapseln, später Apollo-Raketen bzw. Apollo-Kapseln und schließlich Mondlandefahrzeuge wie z.B. 'Eagle' und das russische Mondauto 'Lunochod' waren nun als Spielzeug zu haben.

Das russische Mondauto "Lunochod" (Bild 2.) war die russische Antwort auf das amerikanische Mondauto, welches mit Apollo 16 auf dem Mond abgesetzt wurde. Das passende Spielzeug hierzu stammt aus russischer Produktion und besitzt 5 unabhängige Bewegungsfunktionen, die über eine Kabelfernsteuerung erreicht werden. Es handelt sich um eine sehr getreue Nachbildung dieses Originals. Der Rumpf besteht aus Blech und ist im Gegensatz zu den japanischen Spielzeugen nicht lithographiert, sondern lediglich grau lackiert.

Ein weiteres Beispiel für die direkte Umsetzung neuer Errungenschaften der Raumfahrt in Kinderspielzeug ist die batteriebetriebene interplanetarische Apollo Rakete "Rocket-15" (Bild 3.) von der Firma SH-Horikawa. Sie stellt die Beförderung des Mondlandemoduls von der letzen Stufe der Mondrakete dar und verfügt über 6 unabhängige Automatenfunktionen. Die Rakete fährt mit Raketenmotorengeräusch über den Boden, richtet sich schließlich auf und öffnet zwei Bugklappen, hinter denen sich die Mondlandefähre mit der Kommandokapsel verbirgt. Das Mondlandemodul besteht aus transluzentem roten Kunststoff und ist von blinkendem Licht durchleuchtet. Eine Besonderheit der Rakete sind die ebenfalls mit durchsichtigem floureszierendem Kunststoff versehenen Klappen, durch die die Lichtfunktion auch im geschlossenen Zustand zu sehen ist. Die Rakete ist reichhaltig lithographiert. Es fehlt weder die Aufschrift UNITED STATES noch die Flagge der USA. Auch das rot-weiß-karrierte Band der Rotationskontrolle ist vorhanden.

Die "Super Apollo Space Capsule" (Bild 4.) von SH-Horikawa ist ein Beispiel für die ausgezeichneten Lithogrphien japansicher Blechspielzeuge. Die Kapsel ähnelt den Gemini-Landungskapseln, trotzdem trägt sie den Namen Apollo. Die Kapsel ist nicht nur außen reichhaltig lithographiert. Auch die Innenseiten der Klappen sind aufwendig lithographiert. 5 Automatenfunktionen simulieren die Bewegung im All. Nach dem Öffnen der Luken tritt ein Astronaut mit seiner Kamera in Aktion.

Bild 1.: "Space Frontier" (Yoshino) Bild 2.: "Lunochod" (N.N.) Bild 3.: "Rocket-15" (SH-Horikawa) Bild 4.: "Super Apollo Space Capsule" (SH-Horikawa)

 

Weltraumspielzeug "Made in Japan"

Anfangs winkten dem Weltraumspielzeug "Made in Japan" in Europa nur mäßige Verkaufserfolge. In Westeuropa galt dieses hauptsächlich japanische Spielzeug als leicht zerbrechlich und der Gebrauch von Batterien als kompliziert und teuer. Überdies hatten die Europäer ohnehin Vorurteile gegenüber unkonventionellen fernöstlichen Spielzeugproduktionen. Der Mechanismus dieser Spielzeuge galt zudem als empfindlich. Es war und ist heute noch immer leichter, eine defekte Feder eines traditionellen Spielzeugs zu ersetzen, als die elektrischen Spielzeuge mit Automatenfunktion zu reparieren. Als das Genre des Weltraumspielzeugs entstand, befand sich Europa gerade auf dem mühsamen Weg des Wiederaufbaus nach den fürchterlichen Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges. In Europa gab man weniger Geld für Kinderspielzeug aus, als in den Vereinigten Staaten, wo der Krieg keine Schäden hinterlassen hatte. Es ist daher nicht verwunderlich, daß die Europäer ein eher konservatives Kaufverhalten besaßen. Die deutsche Spielzeugindustrie brachte zwar ein paar Weltraumspielzeuge (Sputniks und Raumschiffe) hervor. Doch kann man mit gutem Gewissen behaupten, daß mit dem Beginn der Weltraumfahrt das Blechzeitalter und auch die Dominanz des deutschen Spielzeugs vorbei war. Die Japanische Spielzeugindustrie hat eine lange Tradition. Bereits im 19. Jahrhundert wurden Blechspielzeuge hergestellt. Sie besaßen eine mit den in Deutschland oder den USA hergestellten Spielzeuge vergleichbare Qualität. Ab 1930 war die Produktion von japanischem Blechspielzeug hauptsächlich für den Export bestimmt. Das Design der Spielzeuge und Verpackungen war zunehmend auf den Geschmack des Hauptabnehmerlandes USA ausgerichtet. Es spiegelte zunehmend den Fortschrittsgedanken des amerikanischen Volkes wieder und wurde als High-Tech für die Kinderzimmer konzipiert. Mitte der 50er Jahre hatte die Spielzeugindustrie in Japan die Produktionskapazität großer deutscher Firmen erreicht und wurde zu einer bedrohlichen Konkurenz. Während die Japaner den in den USA boomenden Spielzeugmarkt mit der Thematisierung der Raumfahrt frühzeitig erkannten, verschlief man in Deutschland diesen Trend. Japan erreichte zu Beginn der 60er Jahre eine Vormachtstellung auf diesem Gebiet der Spielzeugproduktion. Es existieren nur wenige deutsche Blechspielzeuge dieser Art. Positiv beeinflußte die kommerzielle Übereinstimmung des japanischen und amerikanischen Marktes die Entwicklung der japanischen Blechspielzeugindustrie. Progressive Farben, außergewöhnliche Lithographien und eine für japanisches Blechspielzeug typische Verarbeitungsqualität und komplexe außergewöhnliche Automatenfunktionen und Bewegungsabläufe unterstreichen die Leistung der Japaner auf diesem Gebiet. Das Erfindergenie der Japaner dominierte die Blechspielzeugindustrie für einige Jahre und eröffnete völlig neue Möglichkeiten.

In den 50er und 60er Jahren entwickelte die japanische Spielzeugindustrie eigene schöpferische Talente, die in enger Anlehnung an den technischen Fortschritt arbeitete. Der innovative Charakter der japanischen Spielzeugindustrie war unübersehbar. Wie schnell die Japaner auf technische Neuerungen reagierten, wird an den Space Toys deutlich, die bereits auf dem Markt waren, bevor Amstrong seinen Fuß auf den Mond setzte, so z.B. die Mondlandefähre "Eagle".

Die Mondlandefähre "Eagle" (Bild 5.) von der Firma D.S.K. Daishin Kogyo produziert, ist bis auf einige Anbauteile wie Antenne, Landungsfüße, Steuerdüsen aus reichhaltig lithographiertem Blech. Selbst die Flagge der Vereinigten Staaten und das Emblem der Nasa fehlen nicht. Das Spielzeug ist wie das Original in den für Raumfahrzeuge typischen Farben Silber und Orange-Rot gehalten, weil dies die Farben sind, die sich im All am besten voneinander abheben. Auch dieses batteriebetriebene Automatenspielzeug verfügt über 7 unabhängige Funktionen. Es fährt mit dem lautem Geräusch eines Raketenantriebs über den Boden. Die Anstoß-Wende-Automatik läßt das Fahrzeug jedem Hindernis ausweichen. Über die Stop-and-Go-Automatik hält das Landemodul schließlich an und an einer ausgeklappten Treppe erscheint ein Astronaut.

Die Verwendung kleiner, aber leistungsstarker Elektromotoren setzte sich zunehmend gegenüber den konventionellen Antrieben Federwerk oder Friktion durch. Gerade letzteres führte bei nicht sachgerechtem Umgang häufig zu Defekten. Dieser Umstand führte zu Vorurteilen gegenüber der Qualität dieses japanischen Spielzeugs, die z.B. in Deutschland sehr verbreitet waren. In den USA dagegen war man der elektrifizierten Spielzeuggeneration gegenüber viel aufgeschlossener. Waren bei federwerks- bzw. friktionsbetriebenen Spielzeugen meist nur einfache Vorwärtsbewegungen realisierbar, so war nun mittels Elektrifizierung des Spielzeugs die Herstellung von phantasievollem Automatenspielzeug möglich. Gegenüber der federwerksgetriebenen Spielzeuge war jetzt eine komplexere Automation möglich, die gleichzeitig von akustischen und optischen Effekten (z.B. Rauchfunktion) begleitet war. Dies führte zu einem bis dahin nicht dagewesenen Funktionsreichtum, verbunden mit mechanisch unübertroffenen Bewegungsabläufen. Fünf und mehr, teilweise gleichzeitig ablaufende Funktionen der Spielzeuge waren keine Seltenheit. Preiswerte Spielzeuge wurden als Ersatz für den teureren Federwerks- bzw. Batterieantrieb weiterhin mit einem Friktionsantrieb ausgestattet.

Ein Beispiel für ein noch friktionsbetriebenes Weltraumspielzeug ist die Apollo XB-115 "Apollo 1000" (Bild 6.)der Firma SH Horrikawa. Trotz des in Bezug auf Bewegungsmöglichkeiten benachteiligten Friktionsantrieb wurden bei diesem Spielzeug 4 Automatenfunktionen verwirklicht. Lichteffekt über Feuerstein, Raketenmotorgeräusch, eine drehende Raketenspitze und die Fortbewegung wurden über den Energiespeicher Schwungrad im Friktionsantrieb realisiert. Auch bei der Apollo 1000 fehlt weder die rot-weiß-karierte lithographierte Rotationskontrolle noch die Flagge der USA noch die für Raketen typische Verippung der Außenhaut.

Über die Jahre hinweg veränderten sich nicht nur die Themen des Weltraumspielzeugs. Auch die Herstellungsweise und die verwendeten Werkstoffe zeigten den Wandel bei der Großserienproduktion von Spielzeugen. Anfangs wurde das Weltraumspielzeug nach alter Blechspielzeugmanier gefertigt. Lithographiertes Blech wurde ausgestanzt und umgeformt. Die einzelnen Blechteile wurden durch Schlitze und Laschen miteinander verbunden. Die Kombination von verschiedenen Werkstoffen und Materialien war ebenfalls üblich. Wegen der faszinierenden Wirkung von Lichteffekten wurden auch schon früh transparente Kunststoffe verwendet, die zudem oftmals bereits Fluoreszenzeffekte besaßen. Bereits Anfang der 60er Jahre wurden schon einzelne Zahnräder aus Kunststoff gefertigt und im Laufe der Zeit wurden Stück für Stück Metallkomponenten durch Kunststoff ersetzt. Ein Beispiel für diese Entwicklung zeigen drei Spielzeuge der japanischen Firma TT.

Das "Space Patrol" (Bild 7.) von der Firma TT ist eine Untertasse, die noch den Zeitgeist der späten 50er bzw. frühen 60er wiederspiegelt. Sie ist noch vollständig aus Blech gearbeitet und friktionsbetrieben. Drei Automatenfunktionen wurden mit diesem Friktionsantrieb realisiert. Die Untertasse ist reichhaltig lithographiert und auch das Symbol für den Atomantrieb fehlt nicht. Ein patrolierendes Raumschiff in Form einer fliegenden Untertasse wird von einem beweglichen Raumfahrer unter einer Plexiglaskuppel gesteuert.

Demgegenüber steht eine spätere Produktion der "Lunar Captain" (Bild 8.) von der Firma TT. Dieses Spielzeug ist bereits batteriebetrieben und größtenteils aus Kunststoff gefertigt. Der Lunar Captain spielt mit seinen 7 Automatenfunktionen das Ankoppelmanöver von Mondlandefähre und Kommandokapsel nach.

 

Bild 5.: "Eagle" (D.S.K. Daishin Kogyo)

Bild 6.: "Apollo XB-115" Apollo 1000 (SH-Horikawa)

Bild 7.: "Space Patrol" (TT) Bild 8.: "Lunar Captain" (TT)

 

Die "Apollo-X Moon Challanger" (Bild 9.) ebenfalls von dem Hersteller TT ist eine batteriebetriebene Spielzeugausführung der Saturn V Mondrakete. Sie ist mit den typischen Farben der Apolloraketen, weiß mit schwarzen Längsstreifen, versehen. Der Rumpf der Rakete ist aus Kunststoff, lediglich die Kommandokapsel und die Mondlandefähre bestehen aus lithographiertem Blech. Die Apollo-X Moon Challenger von der Firma TT ist ein Spielzeug der späten 60er bzw. frühen 70er Jahre. 5 Automatenfunktionen werden mit Batterieantrieb realisiert. Nachdem die Rakete mit knatterndem Motorgeräusch über den Boden fährt, richtet sie sich über einen Metallbügel auf und fährt die Kommandokapsel mit angekoppeltem Mondlandemodul aus. Hierzu öffnen sich 4 blaue Klappen an der Raketenspitze.

Die Mondrakete ist ein typisches Beispiel von einem Apollospielzeug, bei dem mehr und mehr lithographiertes Blech durch das in Mode gekommenen Material Kunststoff verdrängt wurde. Nur noch da, wo es auf detaillierte Darstellungen ankam, bediente man sich der Lithographie.

Ein Highlight bei den Automatenfunktionen ist die "Moon Traveler Apollo-Z" (Bild 10.) von T.N. Nomura Toys, eine batteriebetriebene Miniaturausgabe der Kommandokapsel nebst Landungskapsel, mit denen die Astronauten wieder zur Erde zurückkehrten. Die Landungskapsel mit den 3 Astronauten besteht aus transluzentem Kunststoff und ist innen und außen aufwendig lithographiert. Die 8 Automatenfunktionen des Spielzeugs stellen u.a. das Absprengen der Landungskapsel beim Eintritt in die Erdatmosphäre dar. Neben der Geräusch- und Lichtfunktion verfügt das Spielzeug über eine Stop-and-Go- sowie eine Anstoßwendeautomatik. Eine drehende Radarantenne sowie die Funktion des Sich-Aufrichtens und das Vorfahren der Kapsel machen den Spieleffekt besonders interessant.

Die "Solar X7" (Bild 11.) von T.N. Nomura, eine batteriebetriebene Rakete mit Schwenkflügeln, besitzt 5 Automatenfunktionen. Je nach Stellung des Bugrades fährt die Rakete knatternd über den Boden, begleitet von dem blinkenden Aufleuchten der Raketenspitze. Das Aufrichten und Ausfahren der Schwenkflügel simuliert ein flugzeugähnliches Abheben. Diese Rakete hat weniger Ähnlichkeit mit den Mondraketen als vielmehr mit den Raketenflugzeugen der 50er Jahre, mit denen die Menschen die höheren Atmosphärenschichten erreicht haben. Die Apollo Space Craft von PB Alps ist eine Nachbildung der Kommandokapsel der Saturn-Mondlanderakete. Der Rumpf besteht aus Blech und ist aufwendig lithographiert. Dargestellt sind neben den üblichen Details, auch Steuerdüsen und sogar die Nieten.

Die "Apollo Space Craft" von PB Alps ist eine Nachbildung der Kommandokapsel der Saturn-Mondlanderakete. Der Rumpf besteht aus Blech und ist aufwendig lithographiert. Dargestellt sind neben den üblichen Details, auch Steuerdüsen und sogar die Nieten.

Bild 9.: "Apollo-X Moon Challanger" (TT) Bild 10.: "Moon Traveler Apollo-Z" (T.N. Nomura) Bild 11.: "Solar X7" (T.N. Nomura) Bild 12.: "Apollo Space Craft" (PB Alps)

Die Weltraumspielzeuge bestanden bereits gegen Ende der 60er Jahre vielfach aus einer Materialkombination von Blech und Kunststoff. Der große Kunststoffanteil war wohl mit ein Grund dafür, daß das späte Weltraumspielzeug unter Sammlern lange nicht als sammelwürdig anerkannt war. Nachdem 1969 die erste Mission auf dem Mond gelandet war und wenig später Sonden auf unseren Nachbarplaneten Mars und Venus ausgesetzt worden waren, ließ die gespannte und faszinierte Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit der Raumfahrt gegenüber merklich nach. Eine gewisse Enttäuschung über die Erkenntnisse, die die Raumfahrtmissionen erbracht hatten, war der Grund dafür. Man hatte keine Hinweise auf Leben auf anderen Planeten gefunden geschweige denn direkten Kontakt mit solchen zu vermelden gehabt. Die Raumfahrt schien nun nicht mehr als so faszinierend, wenngleich die Spekulation über intelligentes Leben auf anderen Planeten keineswegs endete und wohl auch nie enden wird. Das abrupte nachlassende Interesse für die Raumfahrt bedeutete gleichzeitig einen Rückgang der japanischen Spielzeugproduktion zugunsten schlechter Kunststoffimitationen "Made in Hong Kong". Die Verwendung minderwertiger Kunststoffsorten trug dazu bei, daß diese Spielzeuge zerbrechlicher waren als die japanischen Originale. Gleichzeitig war ein deutlicher Verfall an ästethischem Anspruch erkennbar. Trotzdem ist festzustellen, daß manche dieser Weltraumspielzeuge aus Kunststoff aufgrund ihrer Empfindlichkeit seltener sein werden als viele ihrer Vorgänger aus Metall.

 

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Toy Repairs,
Alexander Repczuk,
Johannes-Letzner-Strasse 24,
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Tel. 05551 91 41 341

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